Rieke-Benninghaus

Druchhorn

Geschichte Druchhorns

Mein Elternhaus

Geistliche aus Druchhorn

Bürgermeister von Druchhorn

Geschichte Druchhorns

Druchhorn ist eine Bauerschaft im Kirchspiel Ankum; zugehörig zum früheren Landkreis Bersenbrück und zum früheren Regierungsbezirk Osnabrück im Land Niedersachsen.

Nach der niedersächsischen Gebietsreform von 1972 ist Druchhorn ein Ortsteil der Gemeinde Ankum im neu errichteten Landkreis Osnabrück.

Druchhorn hat eine Fläche von 9,81 qkm = 981 ha mit einer mittleren Längenausdehnung in Nord-Süd-Richtung von etwa 3,5 km und in Ost-West-Richtung von etwa 2,5 km. Die derzeitige Bevölkerungszahl beträgt etwa 270 Personen.

Den Kern der Bauerschaft bildeten ursprünglich 12 alte Erbhöfe, deren Alter sich teils in das frühe Mittelalter, teils darüber hinaus bis in die altsächsische Zeit einordnen läßt. Etwa seit dem 13. Jahrhundert entstanden weitere bäuerliche Neugründungen durch die Erbkötter sowie später ab dem 15. Jahrhundert durch die Markkötter. Bereits vor dem dreißigjährigen Krieg, insbesondere danach, d. h. etwa seit 1650, kamen die Heuerleute hinzu.

Seit dem Jahre 1708 ist die Druchhorner Volksschule nachgewiesen sowie die zugehörige Lehrerstelle. Um 1780 bestand bereits das erste Schulgebäude; im Jahre 1880 wurde ein Lehrerwohnhaus errichtet.

Im Laufe der Zeit haben sich mehrere Handwerker in Druchhorn niedergelassen - Holzschuhmacher, Müller, Tischler, Schuster, Schmiede - die jedoch immer nur für eine begrenzte Zeit, je nach Bedarf, in der Gemeinde tätig waren.

Insgesamt war über einen Zeitraum von vielen Generationen die gesamte Bevölkerung Druchhorns in oder für die Landwirtschaft tätig und verdiente ihr Einkommen innerhalb der Bauerschaft.

Diese Verhältnisse haben sich nach dem 2. Weltkrieg grundlegend geändert: Zunächst wurden die Druchhorner Schule und die Lehrerstelle im Zuge der Schulreform aufgelöst und mit der Hauptschule Ankum zusammengefaßt. Ebenso sind in der Bauerschaft zur Zeit keine Handwerker mehr niedergelassen.

Der entscheidende Wandel erfolgte jedoch durch die Industrialisierung des ländlichen Lebensraumes. Das führte zunächst zur Auflösung des Heuerlingswesens. Durch das Angebot von günstigeren Arbeitsplätzen in der näheren und in der weiteren Umgebung wurden die Heuerstellen fast ausnahmslos aufgegeben. Die Heuerhäuser wurden zum größten Teil an ehemalige Heuerleute oder anderweitig verkauft, ein kleinerer Teil wurde abgerissen. Darüber hinaus entstand eine größere Zahl von Wohnhäusern, teils mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb, jedoch außerhalb der eigentlichen bäuerlichen und landwirtschaftlichen Betriebe.

Parallel dazu erfolgte die Motorisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft, wobei zunächst Pferde durch Traktoren und anschließend immer mehr menschliche Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt wurden. Die damit verbundenen hohen Investitionen erforderten wiederum die Rationalisierung der Anbaumethoden sowie laufend größere Produktionsmengen, wodurch alte bäuerliche Strukturen immer mehr verdrängt werden. Auch das Landschaftsbild wurde dadurch sehr beeinflußt.

Gemessen an der Zahl der Hausnummern hat Druchhorn zur Zeit 58 Haus- und Wohneinheiten. Davon sind wiederum 11 bewirtschaftete Erbhöfe und 18 weitere bäuerliche und landwirtschaftliche Betriebe. Die übrigen 29 Einheiten gehören zu Bewohnern, die inzwischen außerhalb der Bauerschaft und außerhalb der eigentlichen Landwirtschaft in Handel, Handwerk und Gewerbe tätig sind.

Die Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur der Bauerschaft hat sich somit in wenigen Jahrzehnten stärker verändert als in mehreren Jahrhunderten zuvor.
 
(Heinrich Siemer jun., 800 Jahre Druchhorn, Ankum 1988)
 
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Mein Elternhaus

 

Haus Nr. 2 Benninghaus

Der Hof Benninghaus wurde schon im Jahr 1188 urkundlich erwähnt.
Das alte Fachwerkhaus wurde 1857 durch Brand vernichtet und im selben Jahr durch ein massives - wohl mit der erste Massivbau in hiesiger Gegend - ersetzt. Der Besitzer verkaufte den Hof im Jahre 1868 und wanderte nach Ungarn aus. Der neue Eigentümer nahm den Namen "Bennninghaus" an.


Georg Benninghaus, Die Geschichte des Hofes Benninghaus (handgeschriebenes Manuskript, im Hofarchiv, ohne Jahr)

Hof Benninghaus
 
Hof Benninghaus in Druchhorn um 1950
 

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Geistliche aus Druchhorn

 
Theodor

Pfarrer Theodor Benninghaus wurde am 19. April 1873 als Sohn des Bauern Georg Benninghaus und seiner Ehefrau geb. Möllmann in Druchhorn geboren. Er legte Ostern 1896 am Gymnasium in Meppen seine Reifeprüfung ab, studierte anschließend in Münster und Fulda Philosophie und Theologie und wurde am 10. März 1900 in Osnabrück zum Priester geweiht. Gemeinsam mit ihm wurden der spätere Bischof Dr. Wilhelm Berning und der Ankumer Pfarrer Dr. Johannes Gerdemann geweiht. Seine seelsorgerische Tätigkeit begann Theodor Benninghaus von 1900 bis 1903 in Rütenbrock. Von 1903 bis 1908 wirkte er als Vikar in Aschendorf und dann bis 1916 als Pastor in Hebelermeer 1916 wurde er zum Pfarrer von Twist ernannt. Hier starb er am 19. August 1928.
 
 
 
 


 

August

Pater August Benninghaus SJ wurde am 7. November 1880 in Druchhorn geboren. Nach dem Besuch der Höheren Bürgerschule in Ankum besuchte er 3 Jahre lang das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Am 26.4.1900 trat er in das Noviziat der Jesuiten in Blijenbeek/Niederlande ein. In Deutschland war derzeit der Jesuitenorden verboten. Nach Abschluß des Noviziats studierte er ab 1902/03 in Valkenburg Philosophie und Theologie. Hierauf schickte ihn der Orden als Lehrer nach Indien. Hier wirkte er 4 Jahre an der St.-Xaver-High-School in Bombay. 1911 kehrte er wieder in das Jesuiten-Kolleg nach Valkenburg zurück und wurde dort am 24. August 1913 vom Kölner Erzbischof Kardinal von Hartmann in Anwesenheit seiner Eltern zum Priester geweiht. 1914 wurde er von seinem Oberen nach England gesandt. Beim Austausch von Kriegsgefangenen (der Jesuitenorden wurde wieder in Deutschland zugelassen) kam er 1916 nach Deutschland zurück. Hier stellte er sich freiwillig dem Heeresdienst und wurde als Feldgeistlicher an die mazedonische Front geschickt. Nach Kriegsende wurde er mit der Betreuung der Jugendverbände und mit der Seelsorge an einem Krankenhaus in Köln-Deutz beauftragt. Im Jahre 1924 übertrug ihm der Orden das Amt eines Exerzitienmeisters. Als solcher wirkte er in Niederkassel am Rhein, Münster/Westf. und im Kloster Bethlehem bei Bergheim/Erft. Danach war er 2 Jahre als Volksmissionar in Hannover tätig. 1928 wurde er in Münster Diözesanpräses der Männergemeinschaften. Bis 1941 wirkte er als Exerzitienmeister und Volksmissionar im Kettelerheim in Münster.

Sein offenes Wesen brachte ihn unausweichlich in Konflikt mit der Gestapo. Bereits während einer Gebetswoche 1934 in Ankum musste sich Pater Benninghaus wegen einer Predigt vor dem NSDAP-Ortsgruppenleiter verantworten. Nach dem Buß-und Bettag 1938 wurde wegen abfälliger Bemerkungen über den Nationalsozialismus ein Strafverfahren (wegen Vergehens gegen das Heimtückgesetz) gegen Pater Benninghaus eingeleitet. Er hatte geäußert, daß die Kirche schon viele Reiche überdauert habe. Das beim Dortmunder Sondergericht angestrengte Verfahren endete mangels Beweisen  am 25.10.1939, was für die Gestapo eine Niederlage bedeutete. Ein anderes Verfahren (P. Benninghaus hatte in einer Predigt über das moderne Neuheidentum gesprochen) wurde ebenfalls aus Mangel an Beweisen eingestellt. Doch am 27. Juni 1941 wurde er abermals von der Geheimen Staatspolizei in Münster verhaftet. Zusammen mit dem Jesuiten Albert Maring wurde er nach Bochum gebracht und später in das Polizeigefängnis Herne eingeliefert. Er soll, wie man später erfuhr, bei einem Exerzitienkurs für Einberufene (Militärdienst) im Ascheberger Katharinenstift angeblich staatsfeindliche Äußerungen von sich gegeben haben, was ein bestellter Spitzel verriet. Von Herne aus wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt. Dort wurde er von zwei SS-Männern derart geprügelt, daß er stürzte und auf eine Tischkante aufschlug. Dabei erlitt er eine Gehirnerschütterung, von deren Folgen er sich bis zu seinem Tode nicht erholte.

Am 11. März 1942 wurde Pater Benninghaus in der vorösterlichen Zeit in das KZ Dachau verlegt, wo damals die katholischen Priester in einem sogenannten Sonderblock zusammengezogen wurden. Von den Ordensleuten gehörten etwa 25 Prozent dem Jesuitenorden an.
Besonders hart traf ihn der Ausspruch des Lagerführers: „Das deutsche Volk hat euch ausgestoßen". Er war doch Deutscher und überzeugter Diener Gottes zugleich. Zeugen berichten, er habe am Karfreitag auf die 3. Etage der Bettkiste steigen müssen. Von dort sollte er das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden" singen. Völlig entkräftet hat er es nach vielen Schlägen mit schwacher Stimme schließlich getan.
Pater Benninghaus war nicht im Priesterblock 26, sondern im Block 24/1. Dieser war im Mangeljahr 1942 zusätzlicher Invalidenblock. Das bedeutet, daß Pater August zur Vergasung in Schloß Hartheim bei Linz vorgesehen war. Infolge Hungers und Schwäche verschlechterte sich sein körperlicher und geistiger Zustand immer mehr, bis er schließlich in das Krankenrevier eingeliefert wurde. Andere Geistliche konnten ihm noch heimlich die hl. Kommunion bringen.

Am 20. Juli 1942 ist er verhungert, nicht ganz 62 Jahre alt.

Am 31. August 1942 wurde eine Urne mit Asche zum Pfarramt nach Ankum geschickt. Sie wurde auf dem Ankumer Friedhof beigesetzt. Ob es sich wirklich um den eingeäscherten Leichnam des Paters handelt, wird bezweifelt. Auf seinem Grabmal stehen die Worte : „Märtyrertod Dachau“.

Die Gemeinde Ankum hat zur Ehre und Mahnung eine Straße am Ortseingang von Ankum nach Pater Benninghaus benannt.

- Benedikta Maria Kempner, Priester vor Hitlers Tribunalen, München (erneut 1967; Leipzig 1970)
Nanda Herbermann, Der gesegnete Abgrund,  Buxheim 1959  (auch in: Familienblatt, Mission  Press, Techny, Ill, 49. Jg., 1950)

- Walther Hofer, Der Nationalsozialismus, Frankfurt 1957
- Johannes Maria Lenz, Christus in Dachau, St. Gabriel b. Mödling 1960
- Reimund Schnabel, Die Frommen in der Hölle, Frankfurt1966, S. 213, Nr. 117; S. 120

- Eugen Weiler, Die Geistlichen in Dachau sowie in anderen Konzentrationslagern und Gefängnissen, Mödling bei Wien, 1971, S. 128

- Eugen Kogon, Der SS-Staat, Reinbek bei Hamburg 1974

- Comité International de Dachau, Konzentrationslager Dachau 1933 – 1945, Katalog zur Ausstellung 1978
- Klaus-Jörg Ruhl, Brauner Alltag 1933-1939 in Deutschland, Düsseldorf 1981 

- Hans Schlömer, Er war das erste Nazi-Opfer unter den Priestern unseres Bistums,   in: Kirchenbote, 30/1982, S. 11

- Joachim Kuropka, Wanderprediger und Gestapo, in: Jahrbuch für das Oldenburger   Münsterland, 1985

- Hans Dollinger, Kain, wo ist dein Bruder Abel, Frankfurt 1987

- Georg Denzler / Volker Fabricius, Die Kirche im Dritten Reich, Bd. 2, Frankfurt 1988
- 800 Jahre Druchhorn, (Hrsg. Heimat- und Verkehrsverein Ankum), Ankum 1988
- Hans-Adolf Jacobsen, Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung, Bd. 2, Stuttgart 1989
- Vincent Lapomarda, The Jesuits and the Third Reich, Lewiston 1989 (Edwin Mellen Press), New York 14092

- Heinz von der Wall, KZ-Häftlingsnummer 29 373. Pater August Benninghaus SJ aus Druchhorn, in: Heimat-Jahrbuch „Osnabrücker Land 1990"

- Joachim Kuropka (Hrsg.), Meldungen aus Münster: 1924-1944. Geheime und vertrauliche Berichte von Polizei, Gestapo, NSDAP und ihren Gliederungen, staatlicher Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Wehrmacht über die politische und gesellschaftliche Situation in Münster, Münster 1992

- Ulrich von Hehl (bearb.), Priester unter Hitlers Terror : eine biographische und statistische Erhebung, Paderborn [u.a.] 1996, Bd. II, S.1004

- Reinhard Schütte, Pater August Benninghaus leistete unauffällig Widerstand, in: Westfälische Nachrichten vom 10.9.1994

- Hermann Scheipers, Gratwanderungen, Leipzig 1997 ²
- Hermann Rieke-Benninghaus, Papa predigt seinen Kindern, Dinklage 1998
- Helmut Moll, Die katholischen deutschen Martyrer des 20. Jahrhunderts, Paderborn 1999
- Helmut Moll, Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn 1999, Bd. 2, S. 783ff
- Georg Geers, Priester aus Berufung, in: ON am Sonntag vom 21.7.2002, S.16

- Hermann Rieke-Benninghaus, P. August Benninghaus SJ – Märtyrer aus Druchhorn, Dinklage 2005²

- Hermann Rieke-Benninghaus, Ein Märtyrer aus Druchhorn, in: Am heimatlichen Herd, 55. Jg., Nr. 1, Februar 2005 (in: Bersenbrücker Kreisblatt vom 18. 2. 2005)

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Bürgermeister von Druchhorn

 
Folgende Personen bekleideten das Amt des Gemeindevorstehers, Dorfschulzen und Bürgermeisters von Druchhorn:
 
1895 Lüvolding
?-1920 August Reilmann
1920-1924 Hermenn Koldeweihe
1924-1936 Georg Thumann
1936-1944 Ludwig Esselmann
1944-1945 Georg von Höne, Ankum (kommissarisch)
1946-1948 Georg Thumann
1948-1952 Gregor Reilmann
1952-1964 Georg Benninghaus
1964-1972 Bernhard Fissmann

Mit der Gebietsreform im Jahre 1972 verlor die politische Gemeinde Druchhorn ihre Selbstständigkeit und wurde Ortsteil der Gemeinde Ankum. Es ist aber zu hoffen und zu wünschen, daß der Name Druchhorn auch in ferner Zukunft nicht ausradiert wird. Dafür sorgen sicherlich unsere Heimatvereine.

Seither wird die Gemeinde Druchhorn durch die Ratsherren im Rat der Gesamtgemeinde Ankum vertreten. Es sind dies:
 

1972-1977 Bernhard Fissmann
1977-1987 Hubert Koldeweihe
1987-1997 Georg Gövert
ab 1997 Johannes Dettmaring
 
(nach Georg Benninghaus, 800 Jahre Druchhorn, Ankum 1988)
 
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