Rieke-Benninghaus

FAMILIEN CHRONIK

Erste Angaben über den Hof des Leifhardi in Moersbecke

Der Stammhof ist schon sehr alt und war früher sogar ein recht bedeutender Schulzenhof, der bestimmt lange aus vorchristlicher Zeit stammt.
Domus Leifhardi dicta Varwecke (scheint ein edler Sachse gewesen zu sein, also der älteste uns bekannte Besitzer des Hofes, der christlich und dem Stift St. Mauritz in Münster abgabepflichtig wurde) in burscapio Moersbecke usw. Heurico Franzois war z.Zt. der Abt des Stiftes St. Mauritz.
Später war Eigentümer des Hofes ein Everwin Droste, münsterischer Bürger. Des weiteren ist bekannt, daß auf dem Schulzenhof Moersbecke schon im 12. Jahrhundert die Ritter von der Moersbecke saßen. Im Jahre 1367 erhielt Jutta, die Witwe des Villius Leyfhart von der Moersbecke, den Hof für ihren Sohn zum Lehen. Damit scheinen dann die Ritter von der Moersbecke, die in ihrem Wappen einen nach links blickenden Frauenkopf führten, ausgestorben zu sein, jedenfalls ist der Name später nicht mehr erwähnt.
Ein Sprößling der vorhin schon erwähnten Familie Droste (als Besitzer) (von der auch Annette von Droste-Hülshoff abstammt), der Bürger zu Steinfurt war, verkaufte den Hof an die Grafen von Steinfurt im 15. Jahrhundert, und diese wiederum verkauften ihn später an die im Jahre 1601 nach Havixbeck gekommene Familie von Twickel.
Der Familie von Twickel ist der Hof abgabepflichtig gewesen bis zu Napoleons Zeiten, und die Befreiung hat später zu einem langwierigen Prozeß geführt, der zuerst von Maria Gertrud Lipping geführt und durch Vergleich beendet wurde. Erst Theodor Franz Schulz-Höping gen. Schulte-Nosthoff hat den Anspruch der von Twickels mit 8000 Talern abgegolten. Dieser Höping war der Großvater von Felix Höping, der zusammen mit Pfarrer Brockhausen, Havixbeck, 1937-1939 all diese Aufstellungen gemacht hat.

1994 erneut zusammengestellt von Maria Rieke, geb. Nosthoff, geb. 24.09.1911 49082 Osnabrück, Pattbrede 4

Aus dem Heberegister des Stiftes St. Mauritz in Münster (rotes Buch)

Anno 1147
(Codex Traditionum Westfalicarum, Bd. 111. bearbeitet von Prof. Dr. Darpe, 1888, Seite 168) Domus Leifhardi villicatio. Fol. 88 a

Domus Leifhardi dicta Varwecke in burscapio Moersbeke 7 scepel sil., 14 scepel ord., 28 scepel av. Monaster. mens. Ubi nota, quod hec domus Leifhardi sita in eadem perrochia Havekesbeke non pertinet ad curiam, sed est propria villicatio, cuius possessor sive villicus modo est Everwinus Droste civis Monaster. Ex hoc manso preter pensionem ecclesie recipit villicus annue unum molt. sil. annuente hoc primum sibe Henrico Franzois preposito, quo exstat mansus preter utilitatem et consensum ecclesie gravatus, cum nullam omnino pensionem villici de bonis ecclesie possint recipere, ne sua hereditas estimetur, sed consueta servitia tantum et obventionum medietas nomine patrocinii et pro jure villicationis annuente preposito eis debetur. Cogitabitis Alienatio est hic facta et attentie nominibus immutate. Cogita caute !
Curtis Havekesbeke 3 molt sil., 4 molt bracii, 6 molt av. Tres mansos habet: unus est Morsbeke, qui dat 6 modios sil., 1 molt bracii, 1 molt av., alius Dodorpe, qui dat unum molt sil., 2 molt av., tertius Buckesdorpe 1 molt bracii, 2 molt av., isti dant 12 plaustra lignorum.
Domus Leifhardi Morsbecke 4 molt av., 1 molt sil., et 2 molt bracii pressi, ista domus non pretinet ad curiam. Inbeneficationes et jura huius curtis vide fol....... (siehe Anmerkung).
Domus Leifhardi solvit ecclesie maiori pro magna decima molt. sil., sed, quo jure, nescitur, et 12 den., et item jurato villico 12 scepel sil., ut infra. De is dar per villicum upgedrungen tempore Hinrici Franzois prepositi sine nostro consensu. Inhibeatur.

Anmerkung:
Nach Fol. 323b f. erhielt 1367 Jutta, Witwe des früheren Villicus Leyfhard von Morsbecke, den Hof für ihren Sohn Werner zu Lehen. 1478 wurde Everwin Droste, sel. Alhards Sohn, 1545 Alhard Droste, Everwyns Sohn, mit Moersbecke belehnt.

Familie Schulte Nosthoff Havixbeck-Moersbeck

I. Schulte Nosthoff erscheint am 13.06.1591 als Taufpate in den Kirchenbüchern von Havixbeck.
II. Soweit man in den oft unvollständigen und sehr mitgenommenen Büchern feststellen kann, hatte er zwei Söhne:
1. Albert, der den Hof übernahm
2. Joan, Verbleib unbekannt
Am 16.01.1656 wird ein unehelicher Sohn der Anna Kreimers getauft auf den Namen Joan.
Vater ist der unter I. genannte Albert Schulte Nosthoff (Paten sind der jüngere Bruder Joan und die Schwester der Mutter, Margarete). Am 29.06.1656 heiratet Albert Schulte Nosthoff die Mutter seines Kindes Anna Kreimers, und wie ausdrücklich im Kirchenbuch erwähnt wird, ist der uneheliche Sohn nun legitimes Kind. Am 24.03.1658 wird Heuricus geboren (Paten: Heinrich Schulte Havixbeck und Gertrud Kreimers).
III. Joan Schulte Nosthoff, verheiratet mit Elisabeth Terhorst und in zweiter Ehe mit Catharina Tembrock 1714. Von dieser stand noch 1938 ein Eichenschrank auf dem Hof mit eingeschnitztem Namen und Jahreszahl.
Joan stirbt um 1730, seine Frau am 14.09.1734.
Ob die Kinder aus erster oder zweiter Ehe stammen, ist nicht bekannt. Sicher sind folgende:
1. Elisabeth verheiratet mit Joan Elies Meyer
2. Joan Everwin, geb. 07.08.1707
3. Bernd heiratet Anna Gertrud Alperding in Laesbeck, die Erbtochter war, gest. 09.01.1775
4. Clara Maria heiratet Joan Everwin Loesmann (heute Leussmann) in Tilbeck, gest. 20.05.1785
IV. Joan Everwin Schulte Nosthoff, geboren 07.08.1707 heiratet 1741, die am 03.05.1716 in Wahlingen geborene Anna Maria Eggers. Sie hatten nachweislich neun Kinder:
1. Joan, geb. 08.01.1742, starb am 25.01.1762
2. Maria Catharina, geb. 25.01.1744, heiratete am 18.07.1780 Joan Bernhard Ribbert in Hohenholte, starb am 18.03.1824. 3. Joan Heinrich, geb. 03.03.1746, der später den Hof übernahm
4. Anna Catharina, geb. 28.02.1747, starb am 07.01.1766
5. Joan Theodor, geb. 10.11.1748 - Unser Ahnherr Nun fehlen fünf Jahre im Taufregister, und wahrscheinlich sind in dieser Zeit zwei Kinder geboren.
6. Maria Elisabeth, geb. 02.12.1753, heiratete am 10.11.1787 Bernhard Heinrich Lipping in Wahlingen.
7. Joan Bernhard, geb. 08.07.1756, Verbleib unbekannt.
8. Anna Maria Gertrud, geb. 17.01.1758, Verbleib unbekannt
9. Bernhard Heinrich, geb. 20.04.1760, Verbleib unbekannt
Als das jüngste Kind 2½ Monate war, stirbt die Mutter Anna Maria, geb. Eggers am 02.07.1760. Ihr Mann Joan Everwin stirbt am 04.03.1766.
Der unter 3. genannte übernahm den Hof mit 20 Jahren und sorgte noch 20 Jahre als Junggeselle für seine vielen jüngeren Geschwister. Es unterstützten ihn bis 1780 seine Schwester Maria Catharina und sein um 2 Jahre jüngerer Bruder Joan Theodor, der am 10.09.1778 heiratete und seine Frau Anna Catharina Remmers mit auf den Hof brachte. Dieses Ehepaar hatte zwei Kinder, die noch in Havixbeck geboren sind:
1. Joan Heinrich, illegitimer Sohn, geb. 21.08.1773
2. Joan Bernhard, geb. 31.12.1780
Nach der Version von Pfarrer Brockhausen in Havixbeck, der ein eifriger Sippenforscher war, haben diese Eheleute auf dem Hof mitgearbeitet, da der Hoferbe nicht verheiratet war und viele jüngere Geschwister zu versorgen waren. Sie werden tüchtig gewirtschaftet haben, als ob sie Besitzer seien. Das war dem Hoferben schließlich zu dumm, bis er ihm eines Tages erklärte: "Spel die nich up, du bis nich de Bur, dat sin ick. Söch die ne anneren Platze ut." Als dann in Senden ein Pachthof frei war, zog Joan Theodor mit seiner Familie nach Senden. Dort sind ihm noch vier Kinder geboren:
1. Catharina Elisabeth
2. Bernhard Heinrich
3. Joan Theodor
4. Maria Franziska
V. Joan Heinrich Schulte Nosthoff, geb. 03.03.1746, heiratet am 21.10.1786 Maria Gertrud Lipping, geb. 1764.
Sohn Bernhard Henrik, geb. 25.09.1790, starb am 27.09.1790.
Joan Heinrich Schulte Nosthoff starb am 08.04.1816 kinderlos. Er hatte durch ein vor einem französischen Notar in Münster am 07.05.1810 ausgestelltes Testament seine Frau Maria Gertrud, geb. Lipping, als Erbin eingesetzt. Diese Frau wollte den Hof für sich, sie wollte ihn nicht an einen der Neffen übergeben, die ja in Senden vorhanden waren. Schon fünf Monate nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie den am 15.10.1786 in Poppenbeck bei Havixbeck geborenen Heinrich Richter, mit dem sie ebenfalls keine Kinder hatte und am 26.02.1833 starb.
Heinrich Richter heiratete am 18.03.1840 Elisabeth Schulze Tonberge und starb am 30.03.1840.
Elisabeth Schulze Tonberge heiratete am 23.11.1847 Theodor Franz Schulze Höping.
Während dieser Zeit lief der Prozeß mit der Familie von Twickel und der Sicherheit halber hat der einheiratende Höping den Hof von seiner Braut durch Kaufvertrag mit 8000 Talern erworben.
Das von Joan Heinrich Schulte Nosthoff am 07.05.1810 vor einem französischen Notar ausgestellte Testament zugunsten seiner Frau mußte nach den Freiheitskriegen von 1812-1813 bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erneuert werden. Dies ist versäumt worden. Deshalb haben Nachkommen des in Senden lebenden Joan Theodor Nosthoff als "Erben Kortländer" einen Prozeß angestrengt, um den Hof zu erhalten.
Laut Gerichtsurteil vom 08.06.1874 konnten sie diese Nachkommenschaft nicht nachweisen. Hätte damals schon der Ahnenforscher Pfarrer Brockhausen in Havixbeck gelebt, wäre ihnen dieser Beweis sehr leicht gewesen und sie evtl. in den Besitz des Hofes gelangt.

Nach Forschungen in Kirchenbüchern, Taufregistern, Urkunden auf dem Hof und im Heberegister von Überwasser - Münster St. Mauritz (Codex Traditionum Westfalicarum, Bd. 111 bearbeitet von Prof. Dr. Darpe, 1888 Seite 168) von 1937-1939 dargestellt von Pfarrer Brockhausen, Havixbeck und Felix Höping, Dortmund.